Leader+ Fauna des Naturraumes

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Weichtiere (Mollusken) in Mecklenburg

Uwe Jueg

Die Weichtiere (Schnecken und Muscheln) sind im Binnenland von Mecklenburg-Vorpommern mit 193 Arten vertreten. Meeresarten werden hier nicht berücksichtigt. Von diesen lassen sich 180 auch in Mecklenburg beobachten. Entsprechend der naturräumlichen Gliederung sind die verschiedenen Molluskenarten z.T. in unterschiedlichen Regionen anzutreffen. Insbesondere hängt das Vorkommen vieler spezialisierter Arten von der Bodenart, dem Kalkgehalt, dem Grundwasserspiegel und der Wasserqualität sowie vom Klima (Temperatur, Niederschlag) ab.

Ostseeküstengebiet
Das Gebiet der Ostseeküste beschränkt sich auf einen 10-20 km breiten Streifen entlang der Küsten. In Mecklenburg wird sie besonders durch Abbauküsten geprägt. In den kalkreichen und z.T. quelligen Hangwäldern an den Kliffen lassen sich z.B. die seltene Bauchige Schließmundschnecke (Macrogastra ventricosa) oder die Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior) finden. In der Wismarer Bucht herrschen Buchtenküsten vor, die ausgeprägte Salzwiesen beherbergen. Nur hier lässt sich in Mecklenburg-Vorpommern das Mäuseöhrchen (Myosotella myosotis) nachweisen.

Höhenrücken und Mecklenburgische Seenplatte
Die Höhenrücken durchziehen Mecklenburg von Nordwesten (Lübeck) nach Südosten (Feldberger Seen) auf einer Breite von 20-30 km. Zwischen der inneren und der äußeren Hauptendmoräne erstreckt sich ein Höhenplateau der Weichsel-Kaltzeit. Dieses fungiert als Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee. Charakteristisch für diese Landschaftseinheit sind der Seenreichtum und die Vielfalt an aquatischen und amphibischen Lebensräumen. Als weiteres Charakteristikum dieser reliefreichen Landschaft tritt Kalkreichtum auf. In den Seen lassen sich viele, sonst in Deutschland seltene und vom Aussterben bedrohte Molluskenarten finden, z.B. Gemeine Kahnschnecke (Theodoxus fluviatilis), Mantelschnecke (Myxas glutinosa), Zierliche Tellerschnecke (Anisus vorticulus), Verbogenes Posthörnchen (Gyraulus acronicus), Flaches Posthörnchen (Gyraulus riparius), Abgeplattete Teichmuschel (Pseudanodonta complanata) und Kugelige Erbsenmuschel (Pisidium pseudosphaerium). An Landschnecken sehr artenreich sind die kalkreichen, edellaubholzreichen und quelligen Hangwälder, z.B. am Ratzeburger oder dem Pinnower See. Als Besonderheiten treten hier  Glatte Nadelschnecke (Platyla polita), Genabelte Lorbeerschnecke (Lauria cylindracea), Bergturmschnecke (Ena montana), Wirtelschnecke (Aegopis verticillus) und Steinpicker (Helicigona lapicida) auf. Einige Kalktrockenrasen sind Lebensraum der Gemeine Zylinderwindelschnecke (Truncatellina cylindrica), der Kugelige Heideschnecke (Helicella bolenensis) und der Quendelschnecke (Candidula unifasciata).

Südwestliches Vorland der Seenplatte
Diese Region umfasst im Wesentlichen den Landkreis Ludwigslust sowie den südlichen Landkreis Parchim. Im Gegensatz zum restlichen Mecklenburg-Vorpommern ist dieses in der Saale-Eiszeit entstanden. Typische Landschaftselemente sind artenarme Kiefernwälder und Heidelandschaften. Natürliche Gewässer sind sehr selten, weisen aber z.T. noch mesotrophe Verhältnisse auf (z.B. Treptow-See und viele kleinere Bäche). Unter den größeren Flüssen sind die Sude und die Elde hervorzuheben. Hervorzuhebende aquatische Arten dieser Region sind Stumpfe Sumpfdeckelschnecke (Viviparus viviparus), Flußsteinkleber (Lithoglyphus naticoides), Sumpf-Federkiemenschnecke (Valvata macrostoma), Flußnapfschnecke (Ancylus fluviatilis), Bachmuschel (Unio crassus), Fluss-Kugelmuschel (Sphaerium rivicola), Dickschalige Kugelmuschel (Sphaerium solidum), Kleinste Erbsenmuschel (Pisidium tenuilinetum) und Schöne Erbsenmuschel (Pisidium pulchellum). Landschnecken sind in den Sandergebieten meist nur durch Ubiquisten vertreten. Eine Charakterart der Kiefernwälder ist die Rauhe Windelschnecke (Columella aspera).

Elbetal
Das Elbetal ist die kleinste Landschaftszone in Mecklenburg-Vorpommern mit zwei Abschnitten bei Boizenburg und Dömitz. Die einzigartige Auenlandschaft liegt in einem weiträumigen Tal, das sich durch eine natürliche Dynamik auszeichnet. Unbeständige anmoorige Uferbereiche wechseln mit Sand- und Kiesbänken. Die Elbe war lange mit Abwässern überlastet, was dazu führte, dass kaum Mollusken überlebt haben. Seit der politischen Wende verbessert sich die Wasserqualität zunehmend. Dies geht mit einer Ansiedlung aquatischer Arten, bei denen es sich jedoch oft um Einwanderer handelt, einher. Wesentlich artenreicher sind die vielen Tot- und Altarme sowie die Bracks (durch Dammdurchbrüche entstandene Tümpel und Weiher). Malakologische Besonderheiten der Elbe sind die Grobgerippte Körbchenmuschel (Corbicula fluminea) und das regelmäßige Auftreten der  Gelippte Tellerschnecke (Anisus spirorbis) und der Spitzen Blasenschnecke (Physella acuta).

Unabhängig von den geografischen Regionen treten einige Arten der Sümpfe auf, die ebenfalls nur in Mecklenburg häufiger zu finden sind, z.B. Braune Sumpfschnecke (Stagnicola fuscus), Längliche Sumpfschnecke (Omphiscola glabra), Bauchige Windelschnecke (Vertigo moulinsiana) und Sumpf-Kugelmuschel (Sphaerium nucleus).
In den Siedlungsbereichen und anthropogen stark überformten Gebieten sind zahlreiche eingeschleppte Arten zu beobachten, z.B. die Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus), die Gewächshaus-Dolchschnecke (Zonitoides arboreus), die Mittelmeer-Ackerschnecke (Deroceras panormitanum) oder die Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum).

Säugetiere in Mecklenburg

In Mecklenburg-Vorpommern sind 75 Säugetierarten nachgewiesen worden, davon sind aber viele bereits ausgestorben, z.B. Bär, Luchs, Wisent oder nur als subfossile Nachweise (z.B. Birkenmaus, Kurzohr-Wühlmaus) belegt.
Höhepunkte sind dabei u.a. die Siebenschläfer in den Buchenwäldern östlich des Schweriner Sees. Die Wasserspitzmaus ist in Mecklenburg wohl selten, es gibt nur einen Nachweis aus dem Schlosspark Ludwigslust.
Für die Zweifarbfledermaus gibt es nur ein echter Nachweis aus Ludwigslust.
Der Fischotter findet in Mecklenburg-Vorpommern seine bisherige westliche Verbreitungsgrenze – durch viele Maßnahmen zur Strukturverbesserung wird sein Bestand erhöht und dies führt zur Ausbreitung der Art nach Westen
Die Biber wurden im Warnowtal angesiedelt und sind in starker Ausbreitung begriffen. Im Elbtal sind sie autochthon – eine Vergrößerung der Population ist zu beobachten.
Natürlich finden sich auch Neozoen (eingeschleppte, eingewanderte Arten) im Gebiet, die z.T. in Ausbreitung begriffen sind - so z.B. Waschbär, Marderhund und Mink.
Der Wolf zählt zu den sehr selten aus Polen eingewanderten Tieren, der letzte Abschuss erfolgte wohl 1986.
In Mecklenburg findet sich das Überschneidungsgebiet von Östlicher und Westlicher Hausmaus, die genauen Arealgrenzen sind aber noch unbekannt. Wahrscheinlich ist dabei die Westliche Hausmaus häufiger.
Weitere seltene Arten sind:
Zwergmaus, Hausratte, Nordische Wühlmaus, Mausohr, Teichfledermaus, Große Bartfledermaus, Schweinswal u.a.

Die Insektenfauna Mecklenburg-Vorpommerns

W. Zessin

Mecklenburg-Vorpommern mit seinen vielen klaren Seen, seinen Bächen, seiner schönen Ostseeküste, seinen dunklen Wäldern und seinen Mooren ist nicht nur für die menschlichen Bewohner und Gäste attraktiv, es ist ein Landstrich, der auch attraktiv wie kaum ein anderer in Deutschland für Insekten ist.
Wo sie andernorts bereits selten oder verschwunden sind, da fliegen sie bei uns noch, die Blaue Prachtlibelle, der bunte Schwalbenschwanz, der Hirschkäfer und der Eichenbock.

Unser Land, dünn besiedelt von Menschen, bietet durch seinen weitgehend noch ursprünglichen Charakter, seine Seenplatte und seine Tausende Kilometer Waldränder einer großen Vielzahl von Insekten optimale Lebensbedingungen.

Schaut man in die Roten Listen der Bundesländer Deutschlands, so sind sehr viele Arten, ob bei den Libellen, Schmetterlingen oder Käfern, bei den Hummeln, Wespen oder Schwebfliegen bei uns eine oder mehr Kategorien höher eingruppiert. Das heißt, dort, wo sie schon stark gefährdet oder ausgestorben sind, sind sie bei uns weniger stark gefährdet. Die Zeit ist schnelllebig in ihrem Wandel und es ist deshalb notwendig, diesen Wandel zu dokumentieren, um negativen Trends entgegen steuern zu können.

Die Naturforschende Gesellschaft Mecklenburg (NGM) tut viel in dieser Hinsicht und auch der Entomologische Verein Mecklenburg, institutionelles Mitglied in der NGM, arbeitet an dieser Aufgabe.

Die Vogelwelt Mecklenburgs

K.-D. Feige

Die Vielfalt der Lebensräume Mecklenburgs hat auch zu einer artenreichen Vogelwelt geführt. Neben Ackerstrukturen findet man große Laub- und Kiefernwälder, Wiesen und Weideland sowie Seen und Teiche. Ein Charakteristikum sind die in den Eiszeiten enstandenen Sölle.

So sind für unsere Region charakteristisch: Kranich (Grus grus), Fischadler (Pandion haliaeetus), Seeadler (Haliaeetus albicilla) und Kormoran (Phalacrocorax carbo). Verschiedentlich brüten hier noch die Rohrweihe (Circus aeruginosus) und Wiesenweihe (Circus pygargus), die Große Rohrdommel (Botaurus stellaris), verschiedene Rallenarten, Zwerfliegenschnäpper (Ficedula parva) sowie Kolbenenten (Netta rufina).
Zu den “neu” angewandten Arten zählen der Rauhfußkauz (Aegolius funereus), Schwarzkehlchen (Saxicola torquata), Bartmeise (Panurus biarmicus) und Beutelmeise (Remiz pendulinus). Nach vielen Jahren der Abwesenheit sind der Uhu (Bubo bubo) und der Wanderfalke (Falco peregrinus) wieder als Brutvögel zu verzeichnen.
Regionen wie die Lewitz sind herausragende Rastgebiete für Saat- und Bläßganse (Anser fabalis, Anser albifrons), Kiebitz (Vanellus vanellus), Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria) und diversen Entenarten. Hier brüten zudem Hauben-, Rothals- und Zwergtaucher (Podiceps cristatus, P. grisegena, Tachybaptus ruficollis). Auf dem Durchzug trifft man Seeschwalben (Sterna), Zwergmöwen (Larus minutus) und Kraniche (Grus grus).
Zu den besondere Höhepunkten gehören z.T. erhebliche Bestände des Ortolans, der Haubenlerche (Galerida cristata) und des Raubwügers (Lanius excubitor).  Im Winter trifft der Beobachter auf Sing- und Zwergschwäne (Cygnus cygnus , C. bewickii).
Mecklenburg ist immer eine Exkursionsreise wert.